Breakouts im Unterricht

Breakouts im Unterricht

Ein sogenanntes Breakout oder BreakoutEdu ist ein Escape-Game im Klassenzimmer: Die Schülerinnen und Schüler rätseln mit- oder gegeneinander, um am Ende eine Schatzkiste, ein digitales (Zahlen- )Schloss oder ähnliches öffnen zu können. Da mich immer wieder KollegInnen fragten, wie denn nun so ein Breakout konkret aussehen würde und was das überhaupt solle, aber auch Nachfragen zur Erstellung eines solchen Breakouts kamen, möchte ich diesen Fragen so weit wie mir möglich beantworten.

Warum überhaupt Breakouts?

Breakouts sind eine hervorragende Gelegenheit die Medienkompetenz bei den Schülerinnen und Schülern zu fördern. Die SuS lösen Rätsel mit Hilfe von digitalen Tools und arbeiten vor allem kooperativ und kollaborativ zusammen, müssen vernetzt und logisch denken und miteinander kommunizieren. So kann als eine didaktische Begründung das 4K-Modell des Lernens angeführt werden, das ich an dieser Stelle aber nicht weiter ausführen möchte. Zu weiteren Lektüre sei z.B. der Bericht der BPB empfohlen (Link siehe unten).

Neben dem lerntheoretischen Hintergrund sei auch erwähnt, dass ein Breakout sehr motivierend ist und Spaß macht. Denn Unterricht darf bekanntlich auch Spaß machen.

Wie erstelle ich ein Breakout?

Geschichte, Rätsel, Aufbau, Materialien usw – das Erstellen eines Breakouts ist relativ aufwendig, aber gar nicht so schwer. Es folgt eine kurze Anleitung, wie man vorgehen KÖNNTE.

  1. Die Rahmengeschichte

Wer ist warum in Not und weshalb muss ihm/ihr geholfen werden? Oder anders formuliert: Warum müssen die SuS es auf sich nehmen, die Rätsel zu lösen und Codes zu knacken?

Die Rahmengeschichte kann einfach gehalten sein oder sehr komplex. Das hängt sicherlich zum einen von dir ab, aber auch von dem Alter der Lerngruppe.  Man kann die Geschichte ausformulieren oder den SuS die Situation nur kurz vorstellen, auch das ist den eigenen Vorlieben zu überlassen. Ich habe z.B. ein kurzes Video erstellt, in dem die SuS in die Situation eingeführt werden und Spannung erzeugt wird. Im weiteren Verlauf des Videos bekommen sie von einem Kommissar die eigentliche Aufgabe gestellt und die „Spielregeln“ erläutert. Den Kommissar habe ich eingesprochen und mit Audacity die Tonspur bearbeitet. Das Video habe ich mit Adobe Sparks und dem Windows Movie Maker erstellt. Alle Programme sind kostenlos nutzbar und lassen sich einfach bedienen

2. Die Rätsel

Als nächstes sollte man sich grob überlegen, welche Rätsel überhaupt eingebaut werden sollen. Auch hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten: Lückentexte, QR-Codes ausmalen, Logicals, Kryptexte, Puzzle, Kreuzworträtsel, Learning Apps, Logicals usw. usf. Bei der Auswahl sollten zwei Dinge leitend sein: Zum einen die Zeit und zum anderen das Alter der SuS.  Einen kleinen Überblick an Rätselarten finden sich unter dem Artikel bei der Linksammlung.

3. Der Ablauf

Die Planung des Ablaufs ist das Herzstück. Hier legst du den Ablauf des Breakouts fest: Wann bekommen die SuS einen bestimmten Hinweis? Wie kommen sie an den abschließenden Code. Auch hier kann man wieder relativ simpel bis höchst komplex arbeiten. Die einfachste Form ist sicherlich, dass man den Ablauf linear gestaltet: Die eine Aufgabe führt zu der nächsten. Es wäre aber auch denkbar Sackgassen einzubauen oder Abzweigungen zu konzipieren, die dann schlussendlich zusammen einen neuen Hinweis ergeben. Auch hier sind die Möglichkeiten mannigfaltig.

Den Ablauf sollte unbedingt in einer Tabelle festgehalten werden. Diese könnte wie folgt aussehen:

Nr.RätselKurzbeschreibungSchlossZahlencodeHilfsmittelLand
1           England
2QR-Code ausmalenWikipedia-Artikel ParisCodewort: Paris (Hinweis auf 3 + UV-Lampe) iPadFrankreich
3              
4          
5              
6             253 (rotes Schloss)  
Die Tabelle habe ich nur in Auszügen hier online gestellt.

Bei meinem hier vorgestellten Europa-Breakout habe ich mich dazu entschieden, die SuS mit Hilfe eines Google-Formulars durch das Breakout zu leiten. Sie müssen also online ihre Codewörter eingeben und erhalten dann den nächsten Hinweis. Aber auch hier gilt: Das ist nur eine von vielen anderen Möglichkeiten.

Wie man ein solches Google-Formular erstellen kann, das habe ich hier exemplarisch vorgeführt:

Während der Ablauf geplant wird, sollte auch überlegt werden, ob und welche Art von Sicherung eingeplant wird. Ich finde eine Form der Sicherung unerlässlich, schließlich sollen die Ergebnisse auch irgendwo stehen. Bei diesem Breakout habe ich mich dafür entschieden, dass die SuS zu jedem bereisten Land einen „Ermittlungsbericht“ vorlegen müssen, auf dem die wichtigsten Daten und Fakten zu dem jeweiligen Land festgehalten wurden. Das Thema Sicherung ist aus meiner Sicht der schwierigste Teil bei der Planung. Wenn jemand gute Ideen hat, gerne mitteilen! 🙂

4. Das Material

Nachdem Geschichte, Rätsel und der Ablauf fertig sind, muss das Material erstellt werden. Ich habe für meine SuS solche Ermittlermappen erstellt, in denen sie ihr Material finden: In Form eines Briefes wird ihnen nochmals die Aufgabe erklärt und die Regeln erläutert. Außerdem finden Sie darüber hinaus eine Jokerkarte in ihrer Mappe, für den Fall dass sie mal nicht weiter kommen. Und natürlich noch eine Menge mehr, was sie benötigen, um die Truhe am Ende zu öffnen.

Ermittlermappen mit einigen der Materialien

Außerdem müssen die Rätsel erstellt werden. Bei einem QR-Code zum Ausmalen ist das schnell gemacht, bei einem Zahlencode, der in Buchstaben übersetzt werden soll und nur mit UV-Licht sichtbar ist, etwas aufwendiger. Auch hier geht die Schere wieder weit auseinander. Die Materialien, die man mehrfach verwenden kann, wie z.B. die Jokerkarten, sollten laminiert werden. Denn die SuS gehen unter dem Zeitdruck nicht unbedingt pfleglich mit den Materialien um…😉

Ich habe darüber hinaus eine kleine Holztruhe angeschafft, die ich mit einem sechs-Loch-Lockout mit mehreren Zahlenschlössern verbinden kann. Außerdem habe ich noch UV-Lampen und einen UV-Stift angeschafft.

5. Durchführung

Hierbei ist es wichtig, dass der Klassenraum vorbereitet ist und die SuS wirklich pünktlich sind. Da es ein Renen gegen die Zeit ist, muss man mit der zur Verfügung stehenden sehr sorgsam umgehen. Das gilt natürlich auch für alle anderen Unterrichtsstunden, bei einem Breakout wäre es einfach nur schade, wenn aufgrund falscher Zeitplanung die Spannung durch den Gong unterbrochen wird. Um mit Google-Formular und genereller Internetrecherche arbeiten zu können, ist es äußerst vorteilhaft, wenn die Schule WLAN und iPads ihr Eigenen nennen kann. Natürlich kann man aber auch auf die Geräte der SuS zurückgreifen.

6. Reflexion

Finde ich einen ganz wichtigen Punkt. Die SuS sollen zurückmelden, wo es Probleme gab, was gut geklappt hat usw. Denn nur so kann man seine Brekouts weiterentwickeln und v.a. auch SuS-gerechter gestalten. Aber auch kleinere Fehlerchen, die sich in der Planung eingeschlichen haben, können so aufgedeckt werden.

Insgesamt machen Breakouts sowohl in der Vorbereitung als auch besonders in der Durchführung viel Spaß. Es ist toll zu sehen, wie Klassen auf einmal wie elektrisiert zusammen an den Aufgaben und Rätseln arbeiten. Und wenn man dann Rückmeldungen bekommt wie: „Können wir das jede Woche machen?“ – dann ist glaube ich sehr viel gewonnen und wertet Unterricht auf.

Links:

https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/297360/unterrichten-nach-dem-4k-modell

https://www.deutsches-lehrkraefteforum.de/fileadmin/user_upload/Redakteure%20DLF/Ergebnisse/2017/eisinger_schwarz_breakout_escape_room_2017.pdf

https://lehrerweb.wien/aktuell/single/news/breakout-den-unterricht-zum-abenteuer-machen/

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